1. Klimawandel ist Klimawandel

1.1. Klimawandel – Was ist das?

Das Klima fasst unterschiedliche Faktoren wie die Temperatur, Wind, Niederschlag, Luftfeuchte und Strahlung in der Atmosphäre zusammen und bezieht sich dabei auf ein bestimmtes geographisches Gebiet.

Während sich das Wetter auf einen Zeitraum von Stunden bis Wochen bezieht, spricht man beim Klima über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten. Bei einem Klimawandel verändern sich die Bedingungen in der Atmosphäre, was einen langfristigen Einfluss auf die Durchschnittstemperatur, durchschnittliche Regenmengen, Häufigkeit von Stürmen und andere Faktoren hat. Diese Veränderungen wiederum wirken sich auf die Tier- und Pflanzenwelt aus Bäume und Wälder haben sich über viele Jahrtausende an ein regional typisches Klima angepasst. Ein langfristiger Temperaturanstieg und weniger Niederschlag führen zum Beispiel zu mehr Trockenheit in der Atmosphäre. Baumarten wie die Fichte leiden darunter, gleichzeitig werden günstige Bedingungen für die Verbreitung des Borkenkäfers geschaffen.

1.2. Ist das noch Wetter oder ist das schon Klimawandel?

Das Wetter bezeichnet in der Regel einen kurzfristigen Zustand der Atmosphäre. Eine lange Trockenperiode macht zum Beispiel noch keinen Klimawandel aus, über eine deutliche Zunahme der Trockenperioden lassen sich jedoch bereits Rückschlüsse ziehen.

Dr. Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes sagt dazu: „Wir erleben die letzten Jahre eine Häufung klimatologischer Rekorde, die sich in der Summe nur mit dem Klimawandel erklären lassen. Mit diesen Rekorden nehmen aber auch Extremereignisse zu, welche direkt oder indirekt uns alle betreffen. Für die Zukunft erwarten wir eine weitere Zunahme solcher Extremereignisse. Dies erfordert von uns allen intensivere Anpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen.“ (Quelle: Deutscher Wetterdienst, www.dwd.de)

1.3. Klimawandel – das gab es in der Erdgeschichte doch schon immer!

Das ist richtig. Es gab zum Beispiel Eiszeiten und auch wärmere Phasen, in denen sogar in unseren Breiten subtropische Tier- und Pflanzenarten lebten. Allerdings brauchen solche natürlichen Klimaveränderungen mehrere 10.000 Jahre.

Tier- und Pflanzenarten konnten sich also langsam an die Veränderungen anpassen oder in andere klimatische Zonen ausweichen. Der aktuelle, vom Menschen verursachte Klimawandel bringt starke Veränderungen in wenigen Jahrzehnten. Die Geschwindigkeit der Klimaveränderungen überfordert vielfach die Anpassungsfähigkeit unserer Baumarten.

1.4. Stirbt der Wald schon wieder?

Wie unterscheiden sich die Waldschäden der 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts von dem seit dem Jahr 2018 zu beobachtenden Absterben von Waldbäumen in Deutschland?

Die Ursachen der Waldschäden in den 80er und 90er waren vor allem eine Folge der hohen Schadstoffeinträge in die Wälder, allen voran der Schwefelverbindungen. Hier haben die Großfeuerungsanlagen-Verordnung und weitere Luftreinhaltemaßnahmen sowie die Bodenschutzkalkungen (zur Abpufferung der Säureeinträge) in den Wäldern zu messbaren und sichtbaren Entlastungen geführt. In der Folge davon haben sich Bäume und Wälder ein stückweit regenerieren können. Dennoch ist auch in diesem Bereich noch lange nicht alles gut, da die Stickoxid-Frachten (NOX) in der Atmosphäre nur mäßig abgenommen haben und weiterhin die Waldböden erheblich belasten.

Das seit dem Sommer 2018 zu beobachtende Baumsterben wurde dagegen unter anderem ausgelöst von Sturmschäden (Orkantief „Friederike“ am 18. Januar 2018), dem anschließenden, ungewöhnlich heißen und trockenen Sommer sowie einer extremen Massenvermehrung von Borkenkäfern an Nadelbäumen, allen voran Buchdrucker und Kupferstecher an der Fichte. Ursächlich hierfür ist der schleichende Klimawandel, der im Rahmen der seit 1984 regelmäßig in Deutschland durchgeführten „Waldzustandserfassung“ bereits seit Anfang der 90er Jahre sichtbar wurde.

Frühzeitige und warme Frühjahrsphasen sowie ungewöhnlich sommerwarme Herbstmonate verlängern für alle Baumarten die Wachstumsperioden. Dadurch geraten die Bäume zusätzlich in Stress und das Wirkungsgefüge von Pilzen, Bakterien und Viren auf Bäume gerät durcheinander. So können z. B. bislang harmlose Pilze plötzlich gravierende Schäden verursachen.

Die teilweise dramatischen Schäden an unseren Waldbäumen, die wir heute beobachten können, sind also auf andere Ursachen zurückzuführen als die damaligen Waldschäden. Heute – genau wie damals – ist es jedoch allerhöchste Zeit zu handeln. Dieses Mal gilt es dem fortschreitenden Klimawandel endlich Einhalt zu gebieten und gleichzeitig die Wälder systematisch an die Folgen des Klimawandels anzupassen.

1.5. Wald und Klima – alles prima? Wie steht es um den Wald in Deutschland?

Die Blatt- und Nadelverluste unserer Bäume haben im Jahr 2018 zugenommen. Dies zeigen die Waldzustandserhebungen der Forstverwaltungen. Und die jüngste Erhebung hat die schlimmsten Schäden noch gar nicht erfassen können, da sie mitten im Sommer durchgeführt wurde. Anschließend hielten Hitze und Trockenheit aber noch über viele Wochen an. Für 2019 werden daher weitere Negativrekorde erwartet.

Dort, wo Forstleute und Waldbesitzende bereits stabile, strukturreiche Mischwälder aufbauen konnten, ist der Wald ganz gut gewappnet.

In vielen Nadelwäldern sieht es jedoch anders aus. Der Klimawandel macht in Deutschland aktuell vor allem den Fichten und Kiefern zu schaffen. Der lange, trockene und niederschlagsarme Sommer bot den Borkenkäfern in den bereits geschwächten Bäumen optimale Brutmöglichkeiten.

Um eine weitere Ausbreitung einzudämmen, müssen die betroffenen Bäume gefällt und aus dem Wald gebracht werden. Damit der Wald fit für die Zukunft wird, muss er vor allem widerstandsfähiger werden.

1.6. Warum sind unsere Wälder ganz besonders vom Klimawandel betroffen?

Bäume und Wälder sind ortsfest und können daher äußeren Einwirkungen und Gefahren nicht durch Flucht oder Ortswechsel ausweichen. Sie müssen sich also an neue Bedingungen anpassen, wenn sie nicht zugrunde gehen wollen.

Für eine solche Anpassung benötigen komplexe Ökosysteme wie der Wald allerdings viele Wald-Generationen. Im Wald dauern Generationswechsel jedoch 100 bis 200 Jahre oder länger, während sich beispielsweise die Insektenwelt teilweise mit mehreren Generationen pro Jahr relativ rasch an veränderte Bedingungen anpassen kann. Denn jede neue Generation birgt die Chance, sich mit neuen genetischen Informationen an veränderte Umweltbedingungen anzupassen. Mit ihren langen Generationswechseln haben Waldökosysteme keine Chance, sich an die rasanten Veränderungen des aktuellen Klimawandels anzupassen und geraten daher ganz besonders unter Druck.

Anders als im Gartenbau oder in der Landwirtschaft kann der Mensch den heutigen Wald auch nicht im nächsten Frühjahr einfach durch eine klimafestere Baumartenmischung austauschen.

1.7. Wo geht’s hin? Prognosen im Klimawandel

Eine genaue Antwort lässt sich hier nicht geben. Niemand weiß, welche Entwicklungen es in Zukunft geben wird. Es ist lediglich möglich, Klimaszenarien zu entwickeln, die verschiedene Richtungen aufzeigen. Der Deutsche Wetterdienst schreibt auf seiner Internetseite dazu: „Es ist nicht möglich, den Einfluss des Menschen auf das Klima der Erde für die nächsten Jahre und Jahrzehnte genau zu beschreiben. Möglich sind aber Annahmen über den wahrscheinlichen Verlauf. Diese Annahmen werden in der Wissenschaft Szenarien genannt. In der Wissenschaft wurde in den letzten Jahren eine Vielzahl denkbarer Szenarien entwickelt, die den Einfluss der Menschen auf das Klima beschreiben“. (Quelle: Deutscher Wetterdienst, www.dwd.de).

Die Prognosen der Experten beziehen sich auf die nächsten Jahrzehnte. Forstleute müssten aber vorausahnen, wie das Klima in der ferneren Zukunft – in hundert oder zweihundert Jahren – sein wird, denn Bäume, die heute gepflanzt werden, müssen mit diesem Klima Jahren zurechtkommen. Soweit kann kein Klimaexperte in die Zukunft schauen. Daher müssen Forstleute den Wald sehr vielfältig gestalten, damit im Wald Baumarten für verschiedene Klimaszenarien wachsen.

1.8. Wie sieht der Wald der Zukunft aus?

Das kann heute niemand seriös voraussagen. Die Klimaexperten geben Prognosen für die nächsten 20 Jahre ab und beschreiben wahrscheinliche Entwicklungen für die nächsten 80 Jahre. Um ganz sicher den Wald der Zukunft vorhersagen zu können, müssten wir mindestens die Klimaentwicklung der nächsten hundert Jahre kennen. Aber so weit kann niemand in die Zukunft schauen.

Zurzeit gehen die meisten Experten davon aus, dass es wärmer und vor allem im Sommer trockener wird. Sollte allerdings der Golfstrom abreißen, könnte es auch deutlich kälter werden. Als Reaktion auf die unsichere Zukunft fördern die Forstleute die Baumartenvielfalt im Wald. So wollen sie sicherstellen, dass auch in hundert Jahren Baumarten im Wald wachsen, die mit dem dann herrschenden Klima zurechtkommen.

1.9. Der Wald – Klimaopfer oder Klimaretter?

Sowohl als auch! Wälder sind bedroht durch den Klimawandel. Intakte Wälder sind gleichzeitig aber auch eine wichtige Hilfe im Kampf gegen den CO2-Gehalt der Luft. Bäume und Wälder entziehen der Atmosphäre beim Wachstum das klimaschädliche CO2. Im Holz der Bäume und im Boden speichern Wälder große Mengen CO2. Der Wald ist so ein natürlicher CO2-Speicher. Er spielt im Kohlenstoffkreislauf eine wichtige Rolle und trägt einen großen positiven Beitrag zur Klimabilanz bei. Diese Leistung ist gefährdet, wenn der Klimawandel unsere Wälder immer weiter schwächt!

Denn unser Wald ist den voraussichtlichen Klimaveränderungen vielerorts noch nicht gewachsen. Die Lösung ist der Waldumbau. Reine Nadelwälder werden in stabilere Mischwälder überführt. Auch dort, wo Stürme große Kahlflächen verursacht haben, werden strukturreiche Laub-Nadel-Wälder entwickelt. Der klimaangepasste Waldumbau ist die gegenwärtig wichtigste Herausforderung für die Forstleute. Nur wenn der Waldumbau gelingt, kann der Wald sein Potential als Klimaretter voll ausspielen.

1.10. Sollte man nicht besser auf Holznutzung verzichten, damit die Bäume CO2 speichern können?

Auf keinen Fall! Dass Bäume und der Wald CO2 speichern, ist nur ein Teil des Beitrags, den unsere Wälder zur Klimarettung leisten. Das ist der so genannte Waldspeicher. Wenn der Baum abstirbt und verrottet, setzt er das gespeicherte CO2 wieder frei. Das kann man verhindern, indem man den Baum rechtzeitig fällt und das Holz in langlebigen Produkten, wie Häusern und Möbeln, verbaut. Das ist der so genannte Produktspeicher. An der Stelle des gefällten Baumes wächst ein neuer Baum, der wiederum CO2 speichert. Wälder, die forstwirtschaftlich genutzt und gepflegt werden, senken also den CO2-Gehalt der Luft wesentlich mehr als Wälder, die nicht genutzt werden.

Mit den Holzprodukten ersetzt man andere Produkte aus Kunststoff, Metall und Beton, deren Herstellung viel Energie verbraucht und das Klima belastet. Diesen Effekt nennt man Substitutionsspeicher. Produkt- und Substitutionsspeicher tragen viel mehr zur Klimarettung bei als der Waldspeicher. Daher ist eine nachhaltige Holznutzung praktischer Klimaschutz.

Ein Merker/Eselsbrücke für die Rolle der Wälder und der Holznutzung beim Klimaschutz sind die 3 „S“ Senke – Speicher – Substitution.

In Deutschland werden im Wald und in Holzprodukten jährlich etwa 61Mio. Tonnen CO2 1) direkt gebunden. Dies entspricht etwa 6 Prozent 2) des CO2-Ausstoßes Deutschlands. Einen ähnlich so großen Effekt erzeugt noch einmal die Verwendung von Holz statt fossiler Energieträger (wie Öl oder Gas) bzw. klimaschädlicher Baustoffe (wie z. B. Beton). Durch diesen sog. Substitutionseffekt werden jährlich noch einmal etwa 66Mio. Tonnen CO2 3) eingespart.

Die nachhaltige Holznutzung ist ein unabdingbarer Baustein im Konzept der Energiewende in Deutschland.

Die Forschung zur Verwendung von Laubholz im Hausbau und im Möbelbau muss aus Klimaschutzgründen sogar noch intensiviert werden. Hier besteht erheblicher Forschungsbedarf.

1.11. Müssen wir unser Bauholz in Zukunft aus anderen Ländern importieren?

Die Fichte ist bedingt durch den Waldumbau und den Klimawandel stark rückläufig. Um auch in Zeiten des Klimawandels ausreichend Nadelholz für die Bedürfnisse der Menschen in Deutschland bereitzustellen, werden die Wälder in Deutschland mit Nadelbaumarten angereichert die besser an das zukünftige Klima angepasst sind.

Das heißt, es werden Nadelbäume wie beispielsweise die Weißtanne, die Douglasie, oder auch die Küstentanne gepflanzt, die besser mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen und über ein tiefreichendes Wurzelwerk verfügen. So stellen Förster und Waldbesitzer sicher, dass die Bevölkerung auch in Zeiten des Klimawandels mit den notwendigen Mengen des Rohstoffes Holz versorgt wird.

1.12. Was bedeutet der Klimawandel für das Prinzip der Nachhaltigkeit?

Das Prinzip „Nachhaltigkeit“ ist schon über 300 Jahre alt und wurde 1713 vom sächsischen Berghauptmann von Carlowitz seinerzeit zur Sicherstellung der Holzversorgung entwickelt.

Die meiste Zeit bedeutete „nachhaltig“ zu wirtschaften, dass aus dem Wald nur so viel Holz genutzt werden darf, wie im gleichen Zeitraum auch wieder nachwächst. Es betraf also vornehmlich nachhaltig nutzbare Holzmengen, also die Rohstofffunktion des Waldes.
Seit einigen Jahrzehnten wird Nachhaltigkeit sehr viel umfassender verstanden.

Sämtliche natürliche Lebensgrundlagen, die vor allem auch durch unseren Wald maßgeblich bereitgestellt und gesichert werden, wie saubere Luft, sauberes Wasser, Bodenfruchtbarkeit, Klima-, Biotop- und Artenschutz sowie insbesondere die Erholungsleistungen des Waldes – heute zusammengefasst bezeichnet als sog. Ökosystemleistungen – sollen nachhaltig, also auf Dauer und kontinuierlich, erbracht werden.

Gerät der klimagestresste Wald in Gefahr, sind auch diese für unsere Gesellschaft unverzichtbaren Ökosystemleistungen bedroht.

Hitze und Dürre, Starkregen und Sturm – diese Ereignisse häufen sich in Zeiten des Klimawandels in immer kürzeren Abständen und stellen damit unseren Wald und seine natürliche Anpassungsfähigkeit auf eine harte Bewährungsprobe.

Ein geschwächter und kranker Wald, gezeichnet von einer Vielzahl von Schadereignissen und -faktoren, läuft Gefahr, seine bisherigen Ökosystemleistungen für uns nicht mehr erbringen zu können.

Somit bedroht der fortschreitende Klimawandel nicht nur die Nachhaltigkeit im Wald, sondern auch unsere natürlichen Lebensgrundlagen.

2. Wald fit für den Klimawandel – eine Jahrhundertaufgabe

2.1. Wie sieht ein Wald aus, der dem Klimawandel trotzt?

Der Idealfall wäre ein mehrschichtiger, struktur- und artenreicher Mischwald mit einem ökologisch hochwertigen Waldrand, der nicht nur gegen Stürme schützt, sondern auch einen vielfältigen Lebensraum bietet.

Den Wald flächig umzubauen und zu entwickeln, stellt eine Mammutaufgabe dar, die noch viele Förstergenerationen beschäftigen wird. Die Zukunftsstrategie ist es, ein mehrstufiges Waldgefüge aufzubauen, das sich aus verschiedenen, unterschiedlich alten, standortangepassten Laub- und Nadelbaumarten zusammengesetzt. Dies geschieht durch Pflanzung, natürliche Verjüngung (Samenfall) und Saat. Ein ökologisch wertvoller, multifunktionaler Mischwald ist in der Lage, klimatische Veränderungen besser abzufangen und auch Stürmen besser „den Wind aus den Segeln zu nehmen“.

Zudem muss weiter untersucht werden, welche noch nicht heimischen Baumarten künftig ohne Risiko das bereits hier vorhandene Baumartenspektrum erweitern könnten, um eine noch größere Auswahl möglicher Baumarten zu haben.

2.2. Was tun die Forstleute, um dem Wald zu helfen?

Die Förster „bauen“ den Wald seit vielen Jahren um. Sie setzen dabei auf standortangepasste Laub- und Nadelbaumarten, die sich möglichst natürlich ansamen sollen. Gepflanzt wird gezielt dort, wo ein Baumartenwechsel z. B. hin zur Buche, ohne aktive Unterstützung der Förster von Natur aus viele Jahrzehnte oder Jahrhunderte benötigen würde.

Mittelfristig entsteht so ein strukturreicher, stabiler Mischwald, der den Klimaextremen deutlich besser gewachsen ist.

Und die Forstleute setzen auf Vielfalt. Je größer die Zahl der Baumarten, die am Waldaufbau beteiligt sind, desto geringer ist das Risiko, das durch den (z. B. krankheitsbedingten) Verlust einer einzigen Baumart entsteht.

Das langfristige Ziel ist, den Laub- und Mischwaldanteil deutlich zu erhöhen, aber auch klimaangepasste Nadelbaumarten in der Mischung zu berücksichtigen. Wenn in der naturnahen Waldbewirtschaftung außerdem immer nur einzelne Stämme, die reif für das Sägewerk sind, gefällt werden, entstehen unterschiedlich alte, mehrstufige und strukturreiche Mischwälder.

Forstleute sprechen hier von einem Dauerwald. Bis dieses Ziel überall erreicht ist, werden jedoch noch viele Förster-Generationen am Waldumbau arbeiten!

2.3. Welche Bäume werden im Wald der Zukunft wachsen?

Im Wald der Zukunft werden vor allem alte Bekannte wachsen: Buchen, Eichen, Kiefern, Weißtannen, Fichten und viele andere standortangepasste Baumarten. Die Forstleute werden in Zukunft sehr viel stärker darauf achten, dass die Baumarten nur auf den für sie geeigneten Standorten wachsen. Zum Beispiel sind viele Fichtenstandorte für diese Baumart bereits heute nicht gut geeignet. Dort sind die Folgen des Klimawandels besonders zu spüren.

Zusätzlich wird Saatgut aus wärmeren und trockenen Regionen eingesetzt. Zum Beispiel Eichensaatgut aus Kroatien, denn dort herrscht heute schon ein Klima, welches wir in Zukunft für Deutschland erwarten.

Um zukünftig eine noch größere Vielfalt an Baumarten für unterschiedliche Standort- und Klimabedingungen zu haben, erforschen Forstleute auch fremdländische Baumarten, wie zum Beispiel den Tulpenbaum, die Baumhasel oder die Schwarznuss. Dies sind nur einige Baumarten, die für das Klima der Zukunft geeignet scheinen und die wir bereits seit vielen Jahren aus Parkanlagen, botanischen Gärten und Versuchsanbauten kennen. Die Edelkastanie, die Küstentanne und die Douglasie beweisen bereits seit über hundert Jahren ihre Eignung als Waldbaumarten hier bei uns in Deutschland.

Vielfalt ist Sicherheit! Der Sommer 2018 hat gezeigt, dass neben der Fichte inzwischen auch Buchen und z. T. Eichen Schwierigkeiten haben, solche extremen Dürreperioden unbeschadet zu überstehen. Mit vielen unterschiedlichen Baumarten im Wald kann man die Risiken in der Waldentwicklung begrenzen.

2.4. Was bedeutet „standortgerecht“ in Zeiten des Klimawandels?

In der Forstwelt wird häufig von standortangepassten oder standortgerechten Baumarten geredet. Hiermit meint man, dass der vorhandene Boden und dass das jeweilige Klima darüber entscheiden, ob eine Baumart dort gar nicht, gerade so oder eben besonders gut wachsen kann.

Die Standortansprüche der verschiedenen Baumarten sind gut erforscht und in der Fachliteratur ausführlich beschrieben. Problematisch wird es jedoch, wenn sich Standorteigenschaften durch den voranschreitenden Klimawandel ändern.

An vielen Orten in Deutschland wird davon ausgegangen, dass sich die Niederschläge vom Sommer in den Winter verschieben und es zu längeren Dürrezeiten (siehe Sommer 2018) und milderen Wintern kommt.

Neben diesen direkten Auswirkungen auf den Niederschlag bzw. die Verteilung des Niederschlags über das Jahr werden sich mit der Zeit auch die Böden und deren Eigenschaften ändern. Denn mit größerer Wärme werden zum einen Bodenorganismen aktiver; vielleicht in Zukunft eines Tages auch das ganze Jahr über. Dies verändert Abbauprozesse im Boden, sodass sich gerade der Oberboden über die nächsten Jahre und Jahrzehnte drastisch verändern kann.

Bäume, die heute keimen oder die wir heute pflanzen, werden aber für mindestens 70 – 100 Jahre (z.B. Fichte oder Kiefer) bzw. bis zu 200 Jahre (z.B. Eiche) mit dem Niederschlag und den vorhandenen Böden zurechtkommen müssen. Daher ist es wichtig, bereits heute die zu erwartenden Veränderungen der Standortseigenschaften bei der Baumartenwahl zu berücksichtigen.

2.5. Warum hat ein „gemischter“ Wald bessere Chancen im Klimawandel?

Vielfalt streut das Risiko. Das gilt zum einen für den ganzen Wald. Wenn verschiedene Baumarten in einem Wald wachsen, dann steigt die Chance, dass Baumarten dabei sind, die mit sich verändernden Bedingungen – beispielsweise Hitze und Trockenheit – klarkommen.

Aber auch die genetische Vielfalt innerhalb einer Baumart ist von großer Bedeutung. Denn dadurch gibt es einzelne Bäume innerhalb einer Art, die beispielsweise Trockenheit besser bewältigen als die anderen, auch wenn sie in demselben Wald stehen.

Der erfahrene Forstmann oder die Forstfrau erkennen dies und unterstützten diesen Baum, indem sie ihm mehr Wuchsraum verschaffen und ihm ermöglichen eine große Krone zu entwickeln. Sie greifen der Natur dabei etwas unter die Arme. Wenn es gut läuft, dann hat dieser Baum gute Chancen, Nachkommen zu bekommen, so dass längerfristig der ganze Wald besser mit dem veränderten Klima klarkommt. Diese Arbeit der Forstleute braucht Erfahrung, Weitsicht und Fingerspitzengefühl.

2.6. Warum ist die Fichte besonders vom Klimawandel betroffen?

Unsere heimischen Fichten sind auf zwei Arten vom Klimawandel betroffen. Zum einen brauchen Fichten zum Wachsen viel Wasser. Wenn nun also Dürreperioden auftreten, bekommt das eine Fichte stark zu spüren: Sie wächst deutlich weniger stark und hat auch weniger Abwehrkräfte, da sie ihre Harzproduktion reduzieren muss.

Dies führt zum anderen dazu, dass durch Dürre geschwächte Fichten anfälliger für Borkenkäferbefall werden: Ihnen fehlt ausreichend Harz, um die sich einbohrenden Borkenkäfer abzutöten. Die Folge ist, dass erfolgreiche Borkenkäfer einen Duftstoff aussenden, der noch mehr Borkenkäfer anlockt, so dass betroffene bzw. befallene Fichten immer weiter geschwächt werden, bis hin zum Absterben der Bäume.

Leider wachsen aufgrund der starken Nachkriegsaufforstungen mit leicht verfügbaren Nadelbaumarten heute viele Fichtenwälder außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes z. B. in für die Fichte deutlich zu warmen Lagen oder auf nur schlecht durchwurzelbaren Böden. Dort sind sie noch stärker vom Klimawandel betroffen als in ihrer ursprünglichen Heimat, z. B. in den Hochlagen des Schwarzwaldes.

2.7. Warum gibt es in Deutschland so viele Fichten- und Kiefernwälder?

Viele der reinen Fichten- und Kieferwälder, die uns vor dem Hintergrund des Klimawandels heute große Sorgen bereiten, wurden direkt nach dem zweiten Weltkrieg gepflanzt. Aus damaliger Sicht war diese Entscheidung sicher richtig. Die vom Krieg zerstörten und durch Reparationshiebe in Kahlschlägen geplünderten Wälder sollten schnell wieder aufgeforstet werden, auch um den empfindlichen Waldboden zu schützen. Fichten- und Kiefernsamen waren damals die einzigen, die als Saatgut in großen Mengen zur Verfügung standen und aus denen Pflanzen für die Wiederaufforstung gezogen werden konnten.

Der Klimawandel war noch kein Thema und der Begriff der „Biodiversität“ noch nicht bekannt. Artenvielfalt im Wald stand angesichts des enormen Rohstoffbedarfs der Gesellschaft weniger im Vordergrund als heute. Fichten und Kiefern waren als vergleichsweise schnell wachsende Bäume die erste Wahl, um dem großen Holzmangel in Deutschland zu begegnen und die noch zu entrichtenden Reparationsleistungen möglichst schnell begleichen zu können.

2.8. Warum wurden im letzten Jahrzehnt und werden auch heute noch Fichten und Kiefern gepflanzt?

Die Wälder in Deutschland versorgen die Bevölkerung unseres Landes mit Holz. Zum Bau von Häusern und zur Herstellung von Möbeln ist Nadelholz besonders wichtig. Diese Funktion haben bisher wesentlich die Fichte und die Kiefer erfüllen können. Gerne erwerben wir diese Produkte auch in schwedischen Möbelhäusern.

Das Holz von Buchen und den meisten anderen Laubhölzern ist durch seine Struktur bis heute technologisch noch nicht als Bauholz geeignet. Hier bedarf es weiterer erheblicher Anstrengungen in der Holzforschung.

Außerdem wachsen Fichte und Kiefer vergleichsweise schnell und liefern einen wichtigen Beitrag zum Familieneinkommen vieler Waldbauern und Waldbesitzer.

2.9. Gibt es auch Gegenden in Deutschland, in denen Fichte und Kiefer weiterhin wachsen können?

Selbstverständlich können in Mischung auch die Fichte und die Kiefer in einigen Teilen Deutschlands weiterhin gut wachsen und unsere Wälder bereichern. Im Hochschwarzwald z.B. wird aller Voraussicht nach die Fichte auch noch gegen Ende des Jahrhunderts keine klimabedingten Probleme haben.

Wichtig ist, immer die zukünftige Entwicklung des Standorts zu betrachten und im Zweifel den Anteil der genannten Nadelbaumarten lieber zu reduzieren als zu erhöhen.

2.10. Warum reagieren die Förster erst jetzt? Der Klimawandel ist doch schon lange bekannt!

Die Forstleute haben bereits vor drei Jahrzehnten damit begonnen, den Wald mit einer langfristigen Planung nach und nach umzubauen. Dabei werden die standörtlichen und ökologischen Voraussetzungen, beispielsweise die Beschaffenheit des Bodens, genau geprüft. Die Auswahl der Baumarten erfordert dann nicht nur grundlegendes Fachwissen, sondern auch viel Erfahrung und Weitsicht. Dabei sind die Aufforstungskonzepte des letzten Jahrhunderts nicht die Lösung der Waldprobleme von morgen.

Die dritte bundesweite Waldinventur aus dem Jahr 2012 zeigt, dass schon 76 Prozent der Wälder in Deutschland Mischwälder sind. Der Waldumbau in Deutschland trägt sichtbar Früchte und zeigt: die Wälder sind artenreicher, gemischter und älter geworden, der Laubbaumanteil, insbesondere der Anteil der Buche, hat stetig zugenommen.

2.11. Sind die Forstleute und Waldbesitzenden nicht mit Schuld an der jetzigen Katastrophe? Sie bewirtschaften die Wälder doch seit Jahrzehnten!

Der Vorwurf ist verständlich, aber nicht gerechtfertigt. Es wird häufig gemahnt, die jetzigen Waldschäden seien eine Folge der Fehler der Vergangenheit. Reine Fichtenwälder zum Beispiel seien nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch das falsche Waldbaukonzept.

Diese Weisheit ist kein Exklusivwissen der Mahner und Besserwisser, die jetzt in der Katastrophe ihre Stimme erheben. Forstleute wissen seit vielen Jahren, dass reine Fichten- und Kiefernwälder keine zukunftsfähigen Lösungen sind. Die nachvollziehbaren Ursachen (siehe „Warum gibt es in Deutschland so viele Fichten- und Kiefernwälder?“) für die gegenwärtige Situation lassen sich aber nicht per Grundsatzentscheidung rückgängig machen und die Folgen sind nicht kurzfristig zu reparieren. Ein Baum braucht nun mal viele Jahrzehnte, um zu wachsen.

Die Forstleute und Waldbesitzer in Deutschland reagieren schon seit vielen Jahren mit einem kontinuierlichen Umbau zu klimastabilen Mischwäldern. Veränderungen im Wald dauern Jahrzehnte und lassen sich auch durch wiederholte Kritik nicht beschleunigen.

2.12. Kann die Natur sich nicht selbst helfen?

Wenn man einen Fichtenwald nach einem Borkenkäferbefall einfach sich selbst überlässt, wird aus den Fichtensamen die im Boden lagern, sehr häufig wieder ein neuer Fichtenwald wachsen. Hier ist das Eingreifen der Forstleute notwendig, denn wir wissen, dass ein reiner Fichtenwald im Klimawandel keine Zukunftschance hat. Wenn wir artenreiche Mischwälder haben wollen, die dem Klimawandel trotzen können, müssen Forstleute aktiv eingreifen und die Waldentwicklung lenken.

2.13. Katastrophen gibt es in der Natur doch immer wieder. Kann der Wald das nicht allein regeln?

Wenn man einfach nur beobachten will, wie sich Wald im Klimawandel verändert und was beispielsweise auf Sturmflächen passiert, dann ist das tatsächlich eine Möglichkeit. So wird es in Nationalparken, Wildnis- und anderen Totalschutzgebieten gemacht. Dort gilt der Grundsatz: die Natur hat immer recht, egal was dabei herauskommt.

Aber das ist aus Sicht der Forstleute kein Zukunftskonzept für alle Wälder. Im Klimawandel kann „Natur Natur sein lassen“ auch bedeuten, dass der Wald verschwindet und savannenähnliche Landschaften entstehen können, oder dass über Jahrzehnte der Wald auf großer Fläche nur aus dichten Sträuchern und kleinen Bäumen besteht.

Forstleute haben einen anderen Anspruch: Sie wollen den Wald mit all seinen Wirkungen und Nutzungsmöglichkeiten für die Bevölkerung erhalten, denn Wälder und Holz sind wichtig für die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen in Deutschland. Der Wald soll weiterhin ein gut zugänglicher Erholungsraum für die Menschen sein, CO2 binden, Wasser und Luft filtern, und vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten. Förster und Waldbesitzer versorgen darüber hinaus die Menschen unseres Landes auch in Zeiten des Klimawandels mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Menschen in Deutschland leben seit Jahrhunderten von den Produkten aus dem Wald. Ohne Holz ist das Überleben der Menschen in Deutschland nur schwer vorstellbar.

Wälder sind auch ein Jahrhunderte altes Kulturerbe der Menschen in Deutschland. Förster und Waldbesitzer pflegen und erhalten dieses einzigartige Kulturerbe Wald für kommende Generationen.

2.14. Hat sich die Forstwirtschaft durch den Klimawandel verändert?

Die erfolgreichen Wiederbewaldungskonzepte des letzten Jahrhunderts sind nicht die Lösung der Waldprobleme von morgen. Im letzten Jahrhundert ging es, vor allem nach den Kriegen, um den Wiederaufbau der Wälder in Deutschland; heute steht der Umbau der Wälder im Fokus von Förstern und Waldbesitzern. Aber auch in Zukunft wird sich die Forstwirtschaft immer wieder an die neuen Gegebenheiten im Klimawandel anpassen müssen.

Um diese Jahrhundertaufgabe im Wald bewältigen zu können, benötigt Deutschland weiterhin bestens qualifiziertes und hochmotiviertes Forstpersonal das auch in ausreichender Zahl in den Wäldern präsent ist Eine junge Generation von gut ausgebildeten Försterinnen und Förstern steht bereit, diese Aufgabe zu übernehmen.

2.15. Warum braucht der Wald im Klimawandel die Hilfe der Jägerinnen und Jäger?

Der Wald bietet vielen Pflanzen und Tieren einen wertvollen und unverzichtbaren Lebensraum. Umgekehrt können pflanzenfressende Tiere, insbesondere Rehe und Hirsche, einen erheblichen Einfluss auf die Lebensgemeinschaft Wald ausüben und diesen langfristig in seiner Artenzusammensetzung und Vitalität gefährden.

Gibt es zu viele Rehe und Hirsche (sog. Schalenwild) im Wald, sind gravierende ökologische und ökonomische Schäden die Folge. Die Tiere ernähren sich naturgemäß von jungen Keimlingen, Knospen und Trieben oder schälen Rindenstücke von jungen Bäumen ab. Dadurch können langfristig verschiedene für die Tiere besonders schmackhafte Baumarten, wie Tanne, Eiche und Ahorn als besonders wertvolle Mischbaumarten ganz verschwinden oder es kommt zu Pilzerkrankungen oder Fäulniseintritt, so dass die betroffenen Bäume langfristig in ihrer Vitalität und Stabilität eingeschränkt sind.

Gesunde und gemischte Wälder mit verträglichen Reh- und Hirschbeständen haben von Natur aus die Eigenschaft, sich auch von selbst immer wieder zu erneuern. Bei Wäldern im Klimastress mit eingeschränkter Vitalität und überhöhten Wilddichten ist diese natürliche Eigenschaft erheblich eingeschränkt – der Wald benötigt daher Hilfe, vor allem auch von engagierten Jägerinnen und Jägern.

Wie kann diese Hilfe aussehen? Die Jägerinnen und Jäger in Deutschland müssen deutlich mehr Rehe und Hirsche schießen als bisher. Jagd im Wald ist ein grundlegend wichtiges, ökologisches Handwerk. Es geht darum, „dem Wald aus der Patsche zu helfen“, in den ihn der Klimawandel gerade bringt. Das wird nicht gelingen ohne die überzeugende und leidenschaftliche Hilfe von Jägerinnen und Jägern.

Erst wenn alle unsere heimischen Baumarten ohne den Schutz von Zäunen aufwachsen können, wird in den Wäldern ausreichend gejagt.

2.16. Wird der Waldumbau gelingen?

Damit diese Jahrhundertaufgabe gelingt, benötigen Forstleute und Waldbesitzer eine breite Unterstützung und die Wertschätzung ihrer Arbeit in der Gesellschaft und in den Medien. Außerdem kann der Umbau der Wälder hin zu klimaangepassten Wäldern nicht ohne erhebliche finanzielle Hilfe und Unterstützung aus der Politik gelingen.

Hier werden Steuergelder sinnvoll und zukunftsorientiert eingesetzt. Alle Waldliebhaber und Waldfreunde in Deutschland sind aufgefordert, ihre örtlichen Bundestags- und Landtagsabgeordneten um Hilfe für ihren Wald zu bitten.

3. Wald leidet – Dürre, Borkenkäfer und Co

3.1. Welche Probleme haben die Wälder denn durch den Klimawandel?

Große Hitze und Trockenheit wie im Sommer 2018 führen dazu, dass Bäume ganz einfach vertrocknen, wenn der Wasservorrat im Boden aufgebraucht ist. Das passiert nicht nur bei jungen Bäumchen, die noch keine in die Tiefe reichenden Wurzeln haben, um an das Wasser im Boden zu gelangen, sondern auf flachgründigen Böden auch großen, erwachsenen Bäumen. Gleichzeitig steigt die Gefahr für Waldbrände deutlich an. In den letzten Jahren war eine Häufung solcher überdurchschnittlich heißen und trocknen Sommer festzustellen.

Der Klimawandel bewirkt aber auch eine deutliche Zunahme weiterer Wetterextreme. Ungewöhnlich hohe Schneefälle in kurzer Zeit haben im Winter 2018/ 19 zu Schneebruch in vielen Regionen Deutschlands geführt. Erschwerend kam ein rascher Wechsel der Temperaturen dazu, sodass Niederschläge als Regen die Schneelast in den Baumkronen weiter gravierend erhöhten.

Besonders hohe Schäden an Landschaft und Gebäuden verursachen langandauernde Starkniederschläge, die zu heftigen Überschwemmungen führen können. Neben einer Häufung von Hochwässern ist in den letzten Jahrzehnten auch eine Zunahme schwerer Stürme zu beobachten, die regional große Schäden in den Wäldern bewirken.

Der Klimawandel lässt – auch als Folge von solchen Sturmschäden – bei uns natürlicherweise vorkommende Krankheitserreger und Schädlinge zu ernsthaften Gefahren für den Fortbestand von Bäumen und Wäldern werden, wie beispielsweise die Massenvermehrung der Borkenkäfer im Jahr 2018 eindrucksvoll zeigte. Aufgrund der Trockenheit besitzen Flachwurzler wie die Fichte zudem zu wenig Abwehrkräfte gegen diese Schädlinge.

Darüber hinaus breiten sich bisher hier unbekannte Krankheiten und Schädlinge in Folge des Klimawandels mehr und mehr aus und bedrohen Bäume und Wälder in Deutschland. Beispiele dafür sind der Eichenprozessionsspinner oder der Asiatische Laubholzbockkäfer.
Ulme und Esche sind Beispiele, die zeigen, wie schnell heimische Baumarten sogar ohne den Einfluss des Klimawandels großflächig absterben können.

3.2. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Dürre und Borkenkäfer?

Die Trockenheit hat zu einer Massenvermehrung der Borkenkäferarten Buchdrucker und Kupferstecher geführt. In den vom Trockenstress geschwächten Bäumen haben die Borkenkäfer ideale Bedingungen für die Vermehrung gefunden. Die befallenen Bäume sind vor allem Fichten.

Neben den Borkenkäfern, die in aller Munde sind, gibt es natürlich weitere Insektenarten, die durch den Klimawandel begünstigt zu Massenvermehrungen neigen und beispielsweise die Kiefer auf großer Fläche bedrohen können. Hierzu gehören Falter mit harmlosen Namen wie Nonne, Forleule, Kiefernspanner und Kiefernspinner.

3.3. Woher kommen plötzlich so viele Borkenkäfer?

Borkenkäfer sind immer im Wald. Sie sind ein natürlicher Teil des Ökosystems Wald und besiedeln kränkelnde, absterbende oder umgebrochene Bäume.

In normalen Jahren können sich gesunde Fichten gegen die Borkenkäfer wehren. Wenn der Käfer sich in die Rinde bohrt, sondert die Fichte Harz ab und tötet so den Käfer. Nur wenige Exemplare schaffen es dann, sich durch die Rinde zu bohren und sich dort zu vermehren. Im Dürresommer 2018 waren die Fichten so geschwächt, dass sie kein Harz produzieren konnten. Die Borkenkäfer konnten sich ungehindert einbohren und sich schnell vermehren.

Zudem konnten sie wegen des bereits warmen Frühjahrs sowie des langanhaltenden sehr warmen Sommers vielerorts sogar eine dritte Generation produzieren, deren Käfer nun darauf warten im nächsten Frühjahr auszuschwärmen. Ein Weibchen produziert über mehrere Generationen bis zu 200.000 Nachfahren pro Jahr. Das führt zu einer explosionsartigen Ausbreitung.

3.4. Ist die Borkenkäferkatastrophe nicht auch eine Chance für den Wald?

Ja und nein!

Ja – natürlich gilt auch im Wald die alte Weisheit, dass in jeder Krise eine Chance steckt. Damit haben die Forstleute seit den Sturmereignissen von 1990 und 2007 immer wieder und auf großer Fläche leidvolle Erfahrungen machen dürfen.
Nein – auf diese „Hilfe“ können die Forstleute nach drei Jahrzehnten naturnaher Waldbewirtschaftung und konsequenten Waldumbaus in vielen Wäldern Deutschlands gerne verzichten.

Katastrophen stören und verhindern einen planmäßigen und schonenden Waldumbau, der eine Generationen-Aufgabe ist und nicht in einer „Hauruck“-Aktion gelingen kann.

3.5. Haben die vielen Waldbrände auch mit dem Klimawandel zu tun?

Es ist immer schwierig, ein einzelnes Ereignis zweifelsfrei dem Klimawandel zuzuschreiben.

Mit Sicherheit wird aber das Risiko für ausgedehnte und verheerende Waldbrände steigen, wenn die Sommer in Zukunft immer häufiger von längeren Trocken- oder Dürreperioden geprägt sein werden.

Es ist daher äußerst wichtig, bereits jetzt Maßnahmen zum Schutz gegen Waldbrände im Wald durchzuführen. Die wichtigsten Maßnahmen sind dabei die Anreicherung der reinen Kiefernwälder mit Buche und die Mischung der Kiefer mit Eiche. Laubholz in Kiefernwäldern verändert das Waldinnenklima: es wird kühler und feuchter, das fördert die Humusbildung und verhindert den Graswuchs; beides verhindert die Entstehung von Waldbränden.

Die Einbringung von Laubholz in Kiefernwälder braucht forstliches Fachwissen und kostet eine Menge Geld. Diesen Waldumbau schaffen die Waldbesitzenden nicht ohne finanzielle Unterstützung und Hilfen durch die Politik. Helfen Sie mit, dass der Wald diese Unterstützung bekommt.