Neu gewählter Bundestag – Forstwirtschaft erwartet spürbaren Aufbruch und Bürokratieabbau im Waldt

DFWR richtet essenzielle Leitplanken einer zukunftsfähigen deutschen Forstpolitik an das neue Parlament

Berlin, 25.03.2025 – Anlässlich der konstituierenden Sitzung des 21. Deutschen Bundestages richtet der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) klare Erwartungen zur Stärkung einer nachhaltigen und funktionierenden Forstwirtschaft an das neue Parlament und die kommende Bundesregierung.

„Es wird derzeit viel über milliardenschwere Investitionen in Infrastruktur und Klimaschutz diskutiert. Ich hoffe, dass die neuen politischen Entscheidungsträger unsere Wälder und deren Bewirtschafter als das anerkennen, was sie sind: ‚kritische Infrastruktur‘. Zusammen mit der Produktion des nachwachsenden Rohstoffs Holz sind sie essenziell für den Klimaschutz“, betont DFWR-Präsident Georg Schirmbeck. Der Klimawandel hat tiefe Spuren in den Wäldern hinterlassen. Wo die Natur an ihre Grenzen stößt, ist aktives Handeln von Forstleuten und Waldbesitzenden gefordert. Statt Misstrauen benötigen die Akteure im Wald nun berechenbare politische Rahmenbedingungen. Nur so kann die Umsetzung einer so wichtigen Aufgabe wie dem klimastabilen Waldumbau für kommende Generationen sichergestellt werden. Hierzu bedarf es folgender forstpolitischer Leitplanken:

Politische Zuständigkeit:

  • Die Zuständigkeit für Waldpolitik und Forstwirtschaft sollte zukünftig ausschließlich und umfassend beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) liegen. Dies muss deutlich zum Ausdruck kommen. Eine Verteilung der Zuständigkeiten auf mehrere Ministerien führt zu unklaren Verantwortlichkeiten, verlängert Entscheidungsprozesse und fördert unnötige Bürokratie.

Finanzierung und Förderung:

  • Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) ist der finanzielle Motor für aktive Klimaanpassung durch Wiederbewaldung und Waldumbau. Dieses bewährte Förderinstrument muss erhalten und mit mindesten 135 Millionen Euro jährlich ausgestattet werden.
  • Der Zugang zu zusätzlichen Mitteln für die Honorierung der Ökosystemleistungen sollte für alle Waldbesitzarten ermöglicht werden.

Entbürokratisierung von EU-Richtlinien:

  • Die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR) muss noch vor ihrem Inkrafttreten grundlegend und praxistauglich auf EU-Ebene angepasst werden.
  • Die nationale Umsetzung des Nature Restoration Law (NRL) droht zu einem Überplanungsmonster zu werden. Der überambitionierte Zeitplan sowie die Vielzahl der Bemessungsindikatoren (§12) müssen praktikabel entschärft und die Anforderungen minimiert werden.

Förderung von Forschung und Entwicklung:

  • Es ist zwingend notwendig, ein Nachfolgeprogramm für den durch die Ampel-Koalition aufgelösten Waldklimafonds (WKF) zu etablieren. Die Kürzung von Forschung und Entwicklung ist nicht akzeptabel.

Förderung des Holzbaus:

  • Die Initiierung einer Holzbauinitiative durch die letzte Bundesregierung war ein richtiger Schritt hin zu effektivem Klimaschutz in Verbindung mit der Schaffung von mehr Wohnraum. Dieses Ziel muss durch die Harmonisierung der Bauvorschriften und eine ausreichende Mittelausstattung weiter vorangetrieben werden. Dem Holzbau muss bei Investitionen in die Infrastruktur eine tragende Rolle zukommen.

Die anhaltenden Streitigkeiten haben die Wälder Deutschlands nicht vorangebracht und der Klimawandel verursacht weiterhin erhebliche Schäden, die auf über 14 Milliarden Euro geschätzt werden. Trotzdem zeigt die vierte Bundeswaldinventur (BWI 4) positive Entwicklungen wie den Anstieg von Mischwald- und Totholzanteilen durch langjährige Waldumbauprogramme. Aus Sicht des DFWR ein Indiz dafür, auf kontinuierlich verlässliche Förderprogramme und Anreize für aktives Handeln zu setzen. Dr. Hans-Martin Hauskeller, Vorsitzender des DFWR-Fachausschusses für Klimaschutz und Biodiversität, betont: „Deutschland verfügt über die nötigen Ressourcen, um unsere Wälder aus der Krise zu führen. Das gelingt mit unserem wissenschaftlichen Know-how, Innovation und vor allem kollegialem, interdisziplinärem Zusammenarbeiten. Die zentrale Herausforderung ist es, die Anpassungsfähigkeit der Wälder wirksam zu steigern. Dazu ist es wichtig, dass wir Realitäten akzeptieren und evidenzbasiert handeln. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung mit sinnvoller Holznutzung ist dabei der Schlüsselfaktor in Zeiten des Klimawandels.“

Der DFWR hatte bereits im Jahr 2023 Gespräche mit dem Deutschen Naturschutzring (DNR) begonnen, um einen regelmäßigen Dialog zwischen Umweltverbänden und Forstwirtschaft zu fördern. „Wenn sich jetzt die Gemüter abgekühlt haben, ist es Zeit, diese Gespräche fortzusetzen. Wir halten unsere Hand weiterhin ausgestreckt.“, erklärt Schirmbeck. „Ich appelliere an alle Beteiligten, anständig miteinander umzugehen und gemeinsam anzupacken. Die kommende Bundesregierung sollte Vertrauen aufbauen, statt uns mit Debatten um weitere Regulierungsvorhaben zu belasten.“