Am Mittwoch (16.1.) trafen sich im Bundestag auf Einladung des Deutschen Forstwirtschaftsrates zahlreiche Abgeordnete und Vertreterinnen und Vertreter der Forstbranche zur Fortsetzung der Veranstaltungsreihe „Wald trifft Politik“. Besprochen wurden drängende Themen zur Lage des Waldes: Klimawandel, Förderung, Bioökonomie, Eigentum, Digitalisierung und Ausbildung.

„Es freut mich sehr, dass so viele hochrangige Vertreter unserer europäischer Nachbarn den Weg nach Berlin auf sich genommen haben, um mit uns über Wald, Holz und Klima in Europa zu diskutieren“, begrüßte DFWR-Präsident Georg Schirmbeck die Gäste, darunter Delegationen aus Finnland, Österreich und Russland. „Die Folgen des Klimawandels für den Wald machen nicht an Ländergrenzen halt. Deshalb nehmen die Waldbesitzenden in ganz Europa diese Herausforderung an und stehen zusammen, um die Jahrhundertaufgabe zu bewältigen“, betonte Schirmbeck.

Waldministerin Julia Klöckner begrüßte die Anwesenden per Videobotschaft. Sie hob die besondere Bedeutung der Wälder für Klima und Gesellschaft hervor. Klöckner stellte eine Erhöhung der Bundesmittel zur Bewältigung der dramatischen aktuellen Waldschäden in Aussicht, die Evaluation sei im Gange. Das Bundesfinanzministerium sei ebenfalls involviert und würde über Steuererleichterungen für Waldbesitzende beraten. Diese Ankündigungen bekräftigten die Anwesenden Alois Gerig, Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft im deutschen Bundestag, sowie Dr. Axel Heider, Leiter der Unterabteilung für Wald, Jagd und Forstpolitik im Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

Ein Highlight der Veranstaltung war der Besuch des finnischen Forstministers Jari Leppä. Er verkündete unter großer Zustimmung und Szenenapplaus seine Pläne für die finnische EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Hälfte dieses Jahres: Eine umfassende Förderung der Bioökonomie mit Fokus auf innovative Holzverwendungen als wichtigen Schritt zur CO2-neutralen Gesellschaft.

Rudolf Rosenstatter, Vorsitzender der österreichischen Kooperationsplattform Forst Holz Papier, schloss sich an. Die Länder in Zentral- und Nordeuropa hätten sowohl eine hervorragende forstwirtschaftliche Tradition als auch große technologischen Fähigkeiten und deshalb eine weltweite Verantwortung zur Weiterentwicklung des Rohstoffs Holz. So könnte gleichzeitig sowohl die Zukunft der Wirtschaft gewährleistet als auch der Lebensraum der Menschen sowie das Klima geschützt werden.

„Der Weg aus dem Klimawandel führt in den europäischen Wald. Den Auswirkungen auf Wald, Waldbesitzende und Forstbetriebe kann nur gemeinsam begegnet werden“, betonte Georg Schirmbeck. „Die etablierte Zusammenarbeit mit unseren Partnern in Europa bietet dafür eine gute Basis“, lobte Schirmbeck. „Unser Wald und seine Bewirtschafter haben im Klimawandel eine Doppelrolle: Einerseits sind sie Klimaschützer durch die jährliche Reduzierung der deutschen CO2-Emissionen um 14 Prozent, andererseits Leidtragende des Extremwetters“, erklärte der DFWR-Präsident. Er schilderte seine persönliche Betroffenheit durch Käferschäden im Familienwald. “Wir müssen uns um die kleinen Waldbesitzenden kümmern, damit sie unter solchen Umständen die Lust an der Forstwirtschaft nicht verlieren. Das könnte unabsehbare Konsequenzen für Wald, Klima und Gesellschaft haben“, warnte Schirmbeck. „Die Bewältigung des Klimawandels und der Erhalt des Waldes ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, in der sich auch die Bundesregierung stärker mit finanziellen und strukturellen Maßnahmen engagieren muss“, betonte der DFWR-Präsident.

Aus Russland traten gleich zwei Delegationen auf. Svetlana Maksimova, Abgeordnete der Staatsduma für die Region Twer sowie Vizepräsidentin des Russischen Bauernverbands, hob die Bedeutung von Zusammenarbeit mit Deutschland und Finnland in der Land- und Forstwirtschaft hervor. Vitalii Snesar, Vertreter der Region Altai, erläuterte die dortigen Anstrengungen zum Erhalt von eiszeitlichen Reliktwäldern. „Ihr Besuch setzt ein deutliches Zeichen für die Kooperation mit der Forstwirtschaft in Deutschland“, begrüßte Schirmbeck die weitgereisten Gäste.

Im Anschluss nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich über Wald und Klimawandel auszutauschen. Der parlamentarische Staatssekretär Norbert Barthle aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung dankte den Anwesenden für ihren unermüdlichen Einsatz für den Klimaschutz und hob die Vorbildfunktion der deutschen Forstwirtschaft für die Welt hervor, die sich in der Entwicklungszusammenarbeit niederschlage. Mehrere Teilnehmer meldeten sich, um die Rolle des Eigentums als Garant von Freiheit und nachhaltiger Bewirtschaftung hervorzuheben. Georg Schirmbeck: „Staat und Gesellschaft müssen sich stärker für den Kleinprivatwald interessieren und ihn zweckmäßig fördern“. Ebenfalls thematisiert wurde die Zukunft von Berufen der Forstwirtschaft. Es bestand Konsens, dass die zunehmende Automatisierung den Menschen auch auf längere Sicht angesichts der Komplexität forstlicher Aufgaben nur ergänzen, nicht ersetzen kann. Deswegen und aufgrund des vielerorts anstehenden Generationswechsels würden viele neue interessante Stellen in den grünen Berufen frei. „Die deutsche Forstwirtschaft braucht für den Waldumbau im Klimawandel qualifizierten Nachwuchs. Der DFWR setzt sich dafür ein, dass die Qualität der forstlichen Ausbildung sichergestellt wird und die jungen Leute im Anschluss attraktive Jobs in der Forst- und Holzbranche bekommen können“, betonte Georg Schirmbeck.