Berlin, 02. Juni 2021. Heute findet der zweite Nationale Waldgipfel mit Bundesministerin Julia Klöckner statt. Bei der Besichtigung einer Wiederbewaldungsfläche in Sachsen-Anhalt betont Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates e. V. (DFWR): „Die bereitgestellten Soforthilfemaßnahmen von 1,5 Mrd. Euro von Bund und Ländern sind wichtig und kommen bei den Waldbesitzenden an.“ Angesichts der Schäden von 13 Mrd. Euro und der langen Wiederaufbau- und Umbauphase forderte Schirmbeck von Bund und Ländern, die Hilfen zu verstetigen und damit auch Planungssicherheit zu schaffen. Schirmbeck: „Der Wald benötigt weiterhin jede helfende Hand, um die Schadflächen zu bewalden und vor allem den Wald in klimastabile Mischwälder umzubauen.“

Eine kürzlich veröffentlichte Studie des DFWR zeigt sehr deutlich, dass die Extremwetterereignisse der letzten drei Jahre die Forstwirtschaft in Deutschland in ihrer Substanz erschüttert hat. Auch wenn die Holzpreise langsam wieder steigen, so haben die enormen Schäden von 13 Mrd. Euro in den letzten Jahren die meisten Waldbesitzenden und Forstbetriebe in eine langfristige schwierige Situation gebracht. Das bisherige Modell, das sämtliche Ökosystemleistungen wie Biodiversität, Klimaschutz und Erholungsraum für die Gesellschaft ausschließlich aus dem Holzverkauf finanziert werden funktioniert im Klimawandel nicht mehr. Deshalb fordert der DFWR einen Teil der Einnahmen der CO2-Abgabe auch für die Klimaanpassung der Wälder und zur Sicherung deren Klimaschutzleistung einzusetzen.

Schirmbeck: „Darüber hinaus müssen die Hilfsprogramme jetzt verstetigt werden. Der Wiederaufbau der Wälder und ihre Anpassung an den Klimawandel werden die nächsten Jahrzehnte in Anspruch nehmen und jährlich bis zu 1,5 Milliarden Euro kosten.“ Vorzeitiger Waldverlust durch Extremwetterereignisse bedeutet für die Forstbetriebe ein Totalausfall ihrer Finanzierungsgrundlage, teilweise über Jahrzehnte hinweg. Deshalb benötigen Waldbesitzende eine Perspektive mit pragmatischen Lösungsansätzen und verlässlichen Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung.

Gleichzeitig muss es ein gemeinsames Interesse aller Akteure der Wertschöpfungskette sein, dass für den Rohstoff Holz faire Preise bezahlt werden. Waldbesitzende stehen vor einer Jahrhundertaufgabe und in der Verantwortung für nachfolgende Generationen. Schirmbeck: „Sie sollen von uns einen Wald übernehmen, der möglichst alle Waldfunktionen bereit hält und auch nutzbar ist!“. Die Anforderungen an den Wald und seine Bewirtschaftung steigen jedoch weiter. Zusätzlich wollen Initiativen, wie die EU-Biodiversitätsstrategie weitere Waldflächen in erheblichem Maß aus der forstwirtschaftlichen Nutzung nehmen. Diesen Bestrebungen erteilt der Deutsche Forstwirtschaftsrat eine klare Absage. Biodiversität im Wald sei auch dem DFWR ein wichtiges Anliegen, nur müsse sie im Kontext des Klimawandels von forstwirtschaftlichen Maßnahmen aktiv begleitet werden. „Wir müssen uns von statischen Schutzkonzepten und Ansätzen in einer sich durch den Klimawandel rasant ändernden, dynamischen Umwelt lösen“, betont Schirmbeck. Der Klimawandel verändert die Waldlebensräume und seine ursprüngliche Artenzusammensetzung dramatisch. Schirmbeck: „Drauf müssen wir aktiv reagieren und den Wald bewirtschaften, wenn wir Arten und ihren Lebensraum erhalten und nachhaltig sichern wollen!“ Für die Unterstützung der Waldbesitzenden forderte der DFWR-Präsident flexiblere Förderkonzepte, die zum Beispiel offen seien für temporäre Waldnaturschutzmaßnahmen.

Auch mit Bezug auf das nachgebesserte Klimaschutzgesetz der Bundesregierung weist der DFWR deutlich auf die wichtige Klimaschutzleistung durch die nachhaltige Waldbewirtschaftung und die Verwendung von Holz als Baustoff, aber auch als Ersatz für fossile Energieträger hin! Mit dem Klimaschutzgesetz verbundene Gefahren zur Waldstilllegung sind strikt zu vermeiden. „Wenn wir es mit dem Klimaschutz ernst meinen und die gesteckten Ziele erreichen wollen, benötigen wir jeden Hektar Wald und jeden nachhaltig produzierten Festmeter Holz aus den heimischen Wäldern. Es ist absurd, zu Hause kein Holz mehr zu nutzen und es stattdessen mit einem großen CO2-Fußabdruck aus Ländern mit niedrigeren Standards in der Waldbewirtschaftung zu importieren“, betont Schirmbeck. Deutschland stehe in der Verantwortung diese Verlagerungseffekte von vornherein zu vermeiden. Eine Verknappung des Rohstoffes Holz durch das Klimaschutzgesetz, oder auch die EU-Biodiversitätsstrategie muss vermieden werden, wenn die Klimawende in Form der Energie- und Wärmewende gelingen soll.

Mit Blick auf die Waldstrategie 2050 forderte Schirmbeck die Bunderegierung auf, sich deutlicher für die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder zu positionieren. „Nur mit einem integrativen Ansatz und aktiver nachhaltiger Waldwirtschaft können wir den Wald im Klimawandel erhalten und seine vielfältigen Leistungen für die Gesellschaft sichern.