Berlin, 15. Januar 2020. Die Forstwirtschaft in Deutschland und in Europa steht vor großen Herausforderungen. „Der Klimawandel kennt keine Grenzen. Deshalb benötigen wir den Schulterschluss mit allen Akteuren der Wald- und Holzwirtschaft in Europa“, betonte Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates im Rahmen des EU-Symposiums. Unter Einbindung der Europäischen forstlichen Dachverbände CEPF (Privatwald), EUSTAFOR (Staatswald), FECOF (Gemeindewald), dem kroatischen Waldbesitzerverband und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) veranstaltete der DFWR die parlamentarische Veranstaltung bereits zum dritten Mal im Deutschen Bundestag.

Frau Dr. Müller, Abteilungsleiterin im BMEL betonte in ihrem Impulsvortrag, dass die Nachhaltige Waldbewirtschaftung die Lösung für den Klimaschutz ist. Nur mit einer nachhaltigen und multifunktionalen Forstwirtschaft in Deutschland und in Europa können die ambitionierten Ziele eines Grünen Deals erreicht werden. „In Deutschland reduzieren Wald und Holz die CO2-Emissionen jährlich um 14 Prozent bzw. um 127 Mio. Tonnen“, betonte Schirmbeck. „Ohne diese Einspareffekte wird der Green Deal und damit der Klimaschutz in Europa nicht funktionieren. Deshalb wird sich der DFWR dafür einsetzen“, sagte Schirmbeck. Der Grüne Deal muss über den Klimaschutzaspekt und die Biodiversität noch viel stärker die gesamte Multifunktionalität von nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und die anschließende Verwendung des nachhaltigen Rohstoffes Holz, zum Beispiel im Holzbau, berücksichtigen. In diesem Zusammenhang kommt auch einer Stärkung der EU-Waldstrategie eine ganz wesentliche Rolle zu und damit Deutschland, das turnusgemäß in der zweiten Jahreshälfte den Vorsitz der EU-Ratspräsidentschaft übernimmt und damit auch die Möglichkeit der Gestaltung von forstlichen Themen.

Die Teilnehmenden waren sich einig, dass es insgesamt rasch mutiger Entscheidungen bedarf, um das Klima zu schützen. Klimaschutz in der EU ist eine wesentliche Voraussetzung, wenn wir den Wald mit all seinen überlebensnotwendigen Funktionen für die Menschen erhalten wollen und damit seine vielfältigen Ökosystemleistungen. Für die Zukunft unseres Waldes bedarf es deshalb einer entsprechenden Unterstützung der Waldbesitzenden und die umfassende Betrachtung und Honorierung von Ökosystemleistungen, wie Ivo von Trotha (CEPF) anschaulich präsentierte.

Der Mensch brauche den Wald. Wälder seien kulturell geprägt und wesentliche Lebensgrundlage, brachte es Pierre Grandadam, Bürgermeister und Präsident der kommunalen Waldbesitzer FECOF auf den Punkt. Die Beteiligung der Waldbesitzenden in politische Prozesse sei unverzichtbar. Denn Ziele könne man nur gemeinsam mit den Waldbesitzenden erreichen.

EUSTAFOR-Präsident Reinhart Neft hob schließlich in seinem Impuls noch einmal deutlich hervor, dass die aktive und nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder Grundvoraussetzung für einen gesunden Wald mit all seinen Leistungen ist, von der CO2-Speicherwirkung von Waldökosystemen bis hin zur waldtypischen Biodiversität.
Abschließender Konsens bestand darin, dass sich die Akteure der Waldwirtschaft noch stärker vernetzen und mit einer Stimme sprechen müssen: „Gemeinsam für den Wald“. „Wir müssen uns außerdem noch viel stärker dafür einsetzen, das politische Entscheidungen mit Einfluss auf unsere Wälder, gemeinsam mit seinen Bewirtschaftern auf Basis wissenschaftlicher fundierter Grundlagen und Praxiswissen von Experten getroffen werden“, betonte Schirmbeck.

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Green Deal
Die Europäische Kommission hat am 11. Dezember den Green Deal vorgestellt. Gleichzeitig wurde eine Reihe von Politikinitiativen präsentiert, die dafür sorgen sollen, dass Europa das Ziel von Netto-Null-Emissionen bis 2050 erreicht. Mit einem riesigen Investitionsprogramm will die EU-Kommission eine Billion Euro in die Gestaltung der Klimawende in Europa investieren.

Die Europäischen forstlichen Dachverbände
Europäischer Privatwaldbesitzerverband (The Confederation of European Forest Owners) CEPF Europäische Gemeindewaldbesitzerverband (Fédération Européenne des Communes Forestières) FECOF Europäischer Dachverband staatlicher Forstbetriebe (European State Forest Association), EUSTAFOR

Der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR)
Der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) gibt der Forstwirtschaft eine Stimme. Er ist die repräsentative Vertretung aller mit der Forstwirtschaft und dem Wald befassten Akteure in der Bundesrepublik Deutschland und setzt sich für die Interessen und Belange einer nachhaltigen Forstwirtschaft ein. Nachhaltige Forstwirtschaft bedeutet für den DFWR, dass Pflege und Bewirtschaftung der Wälder im Interesse ihres gesunden, stabilen und leistungsfähigen Zustandes, ihrer Multifunktionalität durch Nutzung, Schutz und Erholung und im Interesse der Landeskultur und des Umweltschutzes erfolgen – in der Gegenwart und in der Zukunft. Dies ist die Basis für rund zwei Millionen Waldbesitzende in Deutschland, die eine Waldfläche von 11,4 Millionen Hektar – das sind rund 32 Prozent des Bundesgebietes – bewirtschaften.

70 Jahre DFWR
Am 12. Januar 1950 wurde der DFWR als Nachfolgeorganisation des 1919 eingerichteten und 1934 von den Nationalsozialisten aufgelösten Reichsforstwirtschaftsrat geründet. Seither gibt der DFWR dem grünen Drittel Deutschlands mit über zwei Millionen Waldbesitzenden eine forstpolitische Stimme und setzen uns mit gebündelter Kraft für forstpolitische Interessen ein. Das Jubiläumsjahr 2020 möchte der DFWR mit seinen Mitgliedern und Partnern ein Jahr lang bei zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen feiern und die Basis für die weitere zukünftige Verbandsarbeit legen. Den Auftakt machen im Januar das Europa-Symposium sowie die Internationale Grüne Woche (IGW) vom 17.–25.1.2020.