Berlin, 19. Januar 2023 – Der Präsident des deutschen Forstwirtschaftsrats (DFWR) Georg Schirmbeck hat sich gegen pauschale Nutzungseinschränkungen und für die politische Anerkennung der Leistungen der Forstwirtschaft in Europa ausgesprochen. „Die nachhaltige Forstwirtschaft in Deutschland und bei unseren europäischen Freunden, die auf forstfachlichem und wissenschaftsbasiertem Niveau betrieben wird, hat unsere Ökosysteme wertvoll und artenreich gemacht“, sagte er gestern (Mittwoch) anlässlich des vom DFWR initiierten EU-Symposiums in Berlin.
Schirmbeck betonte, dass ein umwelt- und ressourcenschonender Umgang mit dem Wald integraler Bestandteil der Forstwirtschaft sei. „Unsere Bewirtschaftung der Wälder trägt dazu bei, vielfältige Lebensräume und zahlreiche Nischen zu gestalten. Die pauschale Stilllegung von Flächen zum vermeintlichen Schutz der Biodiversität ist vielfach kontraproduktiv. Die EU muss dies umfassend beim Gesetz zur Wiederherstellung der Natur berücksichtigen.“ Schirmbeck erwarte, dass Debatten künftig versachlicht und EU-Regularien zusammen mit den Landnutzenden gedacht werden: „Diese leben seit Jahrhunderten vom und für den Wald und haben ein unschätzbares Wissen über die Potenziale ihrer Wälder. Unsere Erfolge der vergangenen Jahrzehnte und unser zukunftsgerichtetes Knowhow sollte die Politik anerkennen, wenn wir ernsthaft unsere Wälder erhalten und die Biodiversität verbessern wollen.“
Mehr als 100 Gäste aus zahlreichen europäischen Staaten verfolgten die Fachimpulse. Dr. Axel Heider vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft skizzierte die EU-Rechtsverordnungen, Deutschland wolle dabei als starkes Waldland positiv vorangehen.
Die Vortragenden gingen in ihren Beiträgen vor allem auf die Auswirkungen des „Green Deal“ ein, innerhalb kürzester Zeit sei man mit einer Vielzahl an Regelungen konfrontiert worden, so Maria Patek vom österreichischen Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft. Der Präsident des europäischen Waldbesitzerverbandes (CEPF), Sven-Erik Hammar, sagte, dass das Subsidiaritätsprinzip innerhalb der Europäischen Union und damit vor dem Hintergrund unterschiedlicher nationaler Voraussetzungen betrachtet werden müsse. Positiv hob er den starken Zusammenhalt innerhalb der EU, der sich in den vergangenen Monaten gezeigt habe, hervor.
Auch der Vorsitzende der polnischen Forstgesellschaft Prof. Dr. habil. Tomasz Zawila-Niedzwiecki kritisierte, dass der „Green Deal“ das Erfolgsmodell einer nachhaltigen Forstwirtschaft ignoriere. Aus Sicht des waldreichen Finnland sprach Kai Lintunen von der Finnish Forest Association über die Möglichkeiten der Holznutzung, um den Transformationsprozess hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft etwa im Gebäudesektor voranzutreiben. Rudolf Rosenstatter kritisierte die EU-Beschlüsse aus Sicht der österreichischen Waldbesitzenden: Für die Waldpflege müssten Eigentümerinnen und Eigentümer unterstützt werden, statt mit bürokratischen Instrumentarien belegt zu werden.
Partner der Veranstaltung war PEFC Deutschland, deren EU-Vertreterin Maja Drča über die Funktionsweise des anerkannten Zertifizierungssystems für eine nachhaltige Holznutzung sprach.
Das Symposium fand im Rahmen der Internationalen Grünen Woche (IGW) 2023 statt, die heute beginnt. Die deutsche Forstwirtschaft wird dort unter dem Dach des DFWR vom 20. bis 29. Januar mit einem eigenen Branchenstand vertreten sein.