Der Sommer 2018 war nach dem Rekordsommer 2003 der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnung. „Schon jetzt ist absehbar, dass der Wald durch die Kombination von Sturmfolgen, Insektenbefall und langanhaltender Trockenheit erheblich geschädigt wurde“, sagte DFWR-Präsident Georg Schirmbeck am Freitag (31.8.) in Berlin.

„Wir können die Klimaveränderung am Wald ablesen. Nach dem Sommer 2018 sind die Schäden der Klimafolgen bundesweit unverkennbar und bedeuten eine sehr große Herausforderung für alle Waldbesitzenden“, betonte Schirmbeck. Eine DFWR-Umfrage in den Bundesländern über alle Waldbesitzarten hinweg ermöglicht eine erste Einschätzung der Größenordnung der Waldschäden.

Die Stürme Xavier, Herwart 2017 und Friedericke 2018 verursachten rund 20 Millionen Kubikmeter Schadholz. „Angespannte Märkte, zunehmende Qualitätsverluste, die Notwendigkeit zur Anwendung spezieller Aufarbeitungsverfahren und -technik sowie knappe Aufarbeitungskapazitäten führen zu erheblichen Belastungen der Waldeigentümer. Insgesamt kann der volkswirtschaftliche Schaden in Folge der Stürme auf über 700 Millionen Euro beziffert werden. „Die Waldbesitzenden finanzieren die Holzerntekosten vor und können schnell in Liquiditätsengpässe kommen, wenn die Schadereignisse plötzlich und in immer kürzerer zeitlicher Folge eintreten, wie 2017 und 2018. Wir müssen jetzt mit der Bundespolitik über notwendige Instrumente sprechen, die Waldbesitzende in Notlagen entlastet“, betonte Schirmbeck.

Durch Stürme vorgeschädigte Wälder sind bei der langanhaltenden Trockenheit noch anfälliger für Borkenkäfer. „Die nationalen Schäden im Jahr 2018 durch Käferbefall schätzen wir bereits auf über 6 Millionen Kubikmeter“, sagte Schirmbeck. Waldbesitzende müssen Mehrkosten durch verstreute Hiebsanfälle und Mindererlöse durch Abschläge auf Frischholzpreise hinnehmen. „Damit gehen wir bislang von Borkenkäferschäden in Höhe von bis zu 270 Millionen Euro aus. Wir befürchten jedoch, dass sich die Schäden bis zum Jahresende noch weiter erhöhen, weil die Abwehrkräfte der Bäume weiterhin geschwächt sind und somit sehr anfällig für Schadinsekten bleiben“, erklärte der DFWR-Präsident.

Die Waldbesitzenden sind bemüht, die zerstörten Wälder mit klimastabilen Baumarten wieder neu anzulegen. Dringend benötigte Investitionen in den Wald von morgen, die die Waldbesitzenden normalerweise über den Holzverkauf finanzieren können, fehlen aufgrund der angespannten Situation am Markt. „Neben der Einbeziehung sich natürlich verjüngender Altbäume und deren Sämlinge wurden in den letzten drei Jahren über eine Milliarde Pflanzen durch die Forstbetriebe gepflanzt. Davon vertrockneten aktuell fast 30 Prozent aufgrund der langanhaltenden Dürre. Die Nachpflanzung kostet die Waldbesitzenden über eine halbe Milliarde Euro“, betonte Schirmbeck.

Die durch die Trockenheit ausgelösten Waldbrände schädigten bislang deutschlandweit eine Fläche so groß wie der Berliner Grunewald. Dabei entstand ein Schaden von über sieben Millionen Euro am aufstockenden Wald. Für die Neubegründung werden weitere sechs Millionen Euro veranschlagt.

„Das Schadausmaß für den deutschen Wald lässt sich im Moment auf fast zwei Milliarden Euro beziffern. Dabei sind die Folgen der Zuwachsverluste noch gar nicht berücksichtigt. Das genaue Schadausmaß werden wir voraussichtlich erst Mitte 2019 beurteilen können, wenn klar ist, wie viele Bäume den Trockenstress nicht überlebt haben,“ erklärte Schirmbeck.

„Wir dürfen die Waldbesitzenden jetzt nicht allein lassen. Wir müssen rasch und unbürokratisch Grundlagen schaffen, damit sie die Jahrhundertaufgabe des Waldumbaus hin zu klimastabilen Wäldern schaffen können und die Ökosystemdienstleistung des Waldes für die Gesellschaft erhalten bleibt. Waldbesitzende sind mit ihren Wäldern nicht die Verursacher der Klimaveränderungen, sondern deren Opfer. Der sachlich notwendige Umbau unserer Wälder ist deshalb eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die jetzt entschlossen angepackt werden muss. Wir sind sicher, dass die Bundesregierung uns dabei mit Personal und Finanzmitteln unterstützen wird. Dazu benötigen wir ein Paket kurz- und langfristigen Maßnahmen. Zum Beispiel müssen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) die Finanzmittel deutlich aufgestockt werden, um die höheren Folgekosten durch den Klimawandel auszugleichen. Der EU-Beihilferahmen sollte noch stärker auf Klimaschäden ausgerichtet werden. Zusätzlich muss mehr in die forstliche Forschung investiert werden. Dafür und zur Unterstützung des Waldbesitzes braucht es mehr und gut ausgebildetes Forstpersonal, was auch nach der Umstellung auf eine direkte Förderung auf der Fläche verfügbar ist. Zur Marktentlastung sollten kurzfristig geeignete Holzlagerplätze eingerichtet und der Frischholzeinschlag bundesweit gedrosselt werden. Auch muss die Bundesregierung alles daransetzen, den Ausstoß des Klimakillers Kohlendioxid noch offensiver zu bekämpfen“, betonte Schirmbeck.

„Der Deutsche Forstwirtschaftsrat forderte die Bundesregierung auf, sich rasch an einen Tisch zu setzen, um ein Maßnahmenpaket für die Waldbesitzenden zur Bewältigung der Waldschäden durch die Klimafolgen zu beschließen“, sagte Georg Schirmbeck.